Hufbeschlag und Hufschutz
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Wissenswertes über den Hufbeschlag und
alternative Hufschutzmöglichkeiten

Nach einer Untersuchung der Tierärztlichen Hochschule Hannover treten die häufigsten Erkrankungen beim Pferd mit über 60 % Anteil an seinem Bewegungsapparat auf. Deshalb kommt dem Hufschutz und seinen Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat größte Bedeutung zu. Dabei ist zu beachten,  daß bei der Auswahl und Anfertigung eines sachgerechten Hufschutzes die individuellen Bedürfnisse des Pferdes und seines Besitzers nach Art  (leichtes,  schweres Pferd),  Gebrauchszweck und Bodenverhältnissen berücksichtigt werden müssen   (ganzheitliche Sicht).

Die durchschnittliche Lebenserwartung deutscher Reitpferde liegt unter 10 Jahre! Eine häufige Ursache für die geringe Lebenserwartung sind vorzeitig verschlissene Gliedmaßen,  oft hervorgerufen durch unsachgemäßen Hufschutz und Hufpflege und daraus resultierender Überbelastung der Gliedmaßen. Deshalb muß der Hufschutz mit größter Sorgfalt und handwerklichem Können ausgeführt werden,  um dauerhaften Schaden an den Gliedmaßen des Pferdes zu verhindern.
Für den Hufschutz werden derzeit neben dem konventionellen Eisenbeschlag auch Kunststoff-Klebeschuhe und -Beschläge als auch Hufschuhe zum anschnallen angeboten.

Die Vor- und Nachteile der o.g.  Hufschutzmöglichkeiten sowie deren Einsatzbereiche werden nachstehend erläutert.

Der Eisenbeschlag:

Der Eisenbeschlag ist die vielseitigste und häufigste Hufschutzmethode und somit auch die preiswerteste.

Vorteile:

Die Hufeisen sind sehr genau an jede Hufform anpaßbar. Durch erhitzen im Schmiedefeuer wird Eisen weich, dadurch kann das Hufeisen heim Schmieden millimetergenau nach der ,,gegebenen Hufform” geformt werden. Um das natürliche Abrollen der Vorderhufe nicht zu behindern,  - was eine Überbelastung der Hufrolle, Gelenke, Sehnen und stolpernden Gang zur Folge hätte - ist das Anschmieden einer Zehenrichtung an den vorderen Hufeisen unbedingt notwendig und nur in heißem (weichem)  Zustand des Eisens möglich.

Beim Aufbrennen auf den zuvor korrekt vorbereiteten Huf wird die genaue Paßform des Hufeisens kontrolliert. Dabei ist zu beachten, daß das Eisen nicht mehr rotglühend sein darf, weil dadurch die Hitzeeinwirkung auf das Hufhorn zu groß ist und zuviel Horn verbrannt wird,  was ein zu starkes Austrocknen des Tragerandes mit all seinen negativen Auswirkungen  (z.B. spröder Hufrand) zur Folge hat. Das Nachkorrigieren, hauptsächlich der Zehenrichtung und das Einlassen des Zehenaufzuges bzw. der seitlichen Zehenaufzüge  (beiden hinteren Hufeisen)  am Huf hat unbedingt mit dem Hufmesser zu erfolgen, und darf nicht durch wegbrennen des Hornes geschehen. Durch das sehr genaue Anpassen der Hufeisen an die gegebene Form der Hufe wird eine Vernagelung nahezu ausgeschlossen und die Hufnägel können so gesetzt werden,  daß ein Ausbrechen des Tragerandes innerhalb einer normalen Beschlagperiode (max.  6 - 8 Wochen) verhindert wird.

Durch die große Vielfalt qualitativ hochwertiger industriell hergestellter Hufeisentypen in Form, Dicke, Profil und Material, die durch den Hufbeschlagschmied noch individuell veränderbar sind, können sämtliche Anwendungsgebiete des Pferdes abgedeckt werden.

Ein sachgemäßer Hufschutz sollte zur Sicherheit von Pferd und Reiter mit ausreichendem Gleitschutz auszustatten sein. Beim Hufeisenbeschlag ist die Anbringung jeder Art von Gleitschutz möglich. Die Art des Gleitschutzes - Steckstollen,  Schraubstollen, Griffe für den Zehenbereich, Hartmetallstifte - hängt von der Nutzung des Pferdes und der Bodenbeschaffenheit auf dem es bewegt wird ab.

Steckstollen sind in der Regel niedriger als Schraubstollen und werden hauptsächlich bei Freizeit- und Fahrpferden zum Dauergebrauch auf unterschiedlich wechselnden Bodenverhältnissen und im Winter eingesetzt. Bei niedrigen Stollen wird die Verletzungsgefahr erheblich verringert.

Schraubstollen sind relativ hoch und sollten nur bei Bedarf, z. B. bei Springpferden, eingesetzt werden. Um die Verletzungsgefahr zu verringern,  sollten sie bei Nichtgebrauch unbedingt ausgeschraubt werden; deshalb sind sie ja ausschraubbar. Um bei entfernten Schraubstollen für ausreichenden Gleitschutz auf Beton, Pflaster und Teerstraßen zu sorgen,  können vor die Gewindelöcher an den Hufeisenschenkeln ggf. Hartmetallstifte angebracht werden.

Hartmetallstifte werden bei Reitpferden angebracht,  die nur leicht in weichem Gelände,  das den Hufeisen genügend Halt gibt, geritten werden, um ggf.  beim überqueren von Asphaltstraßen sowie auf Beton und Pflaster im Reitstall ein Ausgleiten zu verhindern. Des weiteren werden Hartmetallstifte auch als Griffe im Zehenbereich in Kombination mit niedrigen Steckstollen an den Hufeisenschenkeln bei leichteren Zugpferden  (z.B. Haflinger, Warmblut,  Vollblut) verwendet, um ein Ausrutschen über die Zehen beim Ziehen einer Kutsche auf Straßen zu verhindern. Die Hartmetallstifte als Griff im Zehenbereich müssen so angebracht werden,  daß das Abrollen der Hufe über die Zehenrichtung nicht behindert wird. Zur Verringerung der Verletzungsgefahr und um die natürliche gleitende Auffußung nicht zu behindern, sollten Hartmetallstifte grundsätzlich nicht höher als 1 - 2 mm über die Bodenfläche des Hufeisens hinausragen. Aufschweißgriffe sollten nur für schwere Arbeitspferde verwendet werden,  die überwiegend zu Feld- und Waldarbeiten (z.B.  Holzrücken) herangezogen werden, um ihre Zugkraft voll zur Geltung zu bringen. Da bei Pferden mit Aufschweißgriffen und hohen Stollen das Hufhorn auf harten Böden keinen Bodenkontakt hat, neigen diese sehr stark zum Austrocknen,  wodurch die Hufe hart und spröde werden.

Die im Winter gefürchteten Einballungen und das Aufstollen von Schnee zwischen den Hufeisenschenkeln, was zu lebensgefährlichen Stürzen führt,  kann durch Spezial-Hufeinlagen, sog. ,,Huf-Grip®” , die zwischen Huf und Hufeisen mit aufgenagelt werden, sehr wirkungsvoll verhindert werden. Die Wirkung dieser patentierten ,,Huf-Grip®”-Einlagen beruht darauf, daß sich ein Gummischlauch, der dem inneren Rand des Hufeisens an der Hufsohle folgt, beim Auffußen auf Schnee zusammendrückt und beim Abheben des Hufes vom Boden durch die Eigenspannung des Gummis den eingeballten Schnee selbsttätig herausdrückt und somit das Aufstollen des Schnees verhindert. Mit der am Gummischlauch integrierten Lasche werden die ,,Huf-Grip®” einfach zwischen Huf und Hufeisen mit aufgenagelt. Wenn die Lasche an den Schenkelenden der Hufeisen zusätzlich festgenietet wird, können diese sogar für zwei Beschlagperioden, also den ganzen Winter,  verwendet werden. Als angenehmer Nebeneffekt sei noch die stoßbrechende Wirkung der Lasche zwischen Huf und Hufeisen erwähnt.

Für orthopädische Hufkorrekturen und Rekonvaleszenz

bietet der Eisenbeschlag auch vielfältige Möglichkeiten. Die häufigsten davon sind:

Das Hufeisen mit verdickten Schenkeln bzw.  Plastik-Keileinlagen oder Plastik-Keilplatteneinlagen, zur Entlastung der Hufgelenke,  Sehnen und Bänder.

Das Eiereisen zur Unterstützung der Hufgelenke,  Sehnen und Bänder.

Das einseitige Breitschenkel-Hufeisen zur Korrektur des halheng - halbweiten Hufes und zur Behandlung von einseitigem Trachtenzwang.

Das beidseitige Breitschenkel-Hufeisen zur Behandlung von beidseitigem Trachtenzwang.

Das Hufrehe-Eisen mit starker angeschmiedeter Zehen- und Trachtenrichtung ggf. mit Sohlenplatte und Hufpolster zur Entlastung des Tragerandes und zur Erleichterung der für hufrehekranke Pferde typischen Trachtenfußung.

Das Halbmondeisen zur Verhinderung des Fohlen-Bockhufes

Zur Rekonvaleszenz von Hufabszessen, Nageltritten und sonstigen Verletzungen im Bereich der Hornsohle und des Strahlkörpers kann eine geschlossene Leder- oder Plastiksohle mit Auspolsterung zwischen Huf und Hufeisen mit aufgenagelt werden

Die Nachteile des Eisenbeschlages:

Die Beschädigung der Hornwand durch die Hufnägel:

Diese sollte daher so gering wie möglich gehalten werden durch Verwendung von Hufnägeln mit möglichst schlanker Klinge und deren sparsamem Gebrauch. In den meisten Fällen haben die Hufeisen mit 6 Nägeln genügend Halt am Huf. Bei kleineren Pferden und Pferden mit sehr guter Hornqualität genügen schon 4 Nägel pro Hufeisen für guten Halt, d.h. am linken und rechten Hufeisenschenkel je 1 Nagel im 1.  und im 3. Nagelloch. Dadurch wird auch der Hufmechanismus nicht unnötig stark eingeschränkt. Nur bei sehr stark beanspruchten Pferden sind unter Umständen 8 Nägel pro Hufeisen nötig. Dabei sollte aber der sogenannte 4.  Nagel (von der Hufspitze nach hinten gezählt)  wegen des Hufmechanismus unbedingt noch vor der weitesten Stelle des Hufes sitzen.

Eine Einschränkung des Hufmechanismus ist bei jeder Art von Hufschutz mehr oder weniger gegeben; diese sollte jedoch so gering wie möglich gehalten werden, um dauerhaften Schaden am Huf und Durchblutungsstörungen der Gliedmaßen  (Blutpumpe) möglichst auszuschließen.  Hierzu ist beim Eisenbeschlag Obengenanntes zur Verwendung von Hufnägeln zu beachten; des weiteren dürfen die Hufeisen nicht zu eng sein. Zur Gesunderhaltung der Hufe und der Gliedmaßen sollten Sie daher Ihrem Pferd in der Zeit in der es weniger gefordert wird,  die Hufeisen abnehmen lassen und ihm nach Möglichkeit für die Dauer einer Beschlagperiode barhufig regen Koppelgang gönnen,  was nicht zuletzt auch Ihrem Geldbeutel gut tut.

Bei Kutschpferden, die überwiegend auf Asphalt, Pflaster oder Beton gefahren werden, kann eine zusätzliche Stoßdämpfung nötig sein. Erreicht wird diese durch handelsübliche Gummistoßdämpfer-Einlagen, wie z.B. LUWEX®, Strömsholm- oder Hufglück-Hufeinlagen, die wie o.g. ,”Huf-Grip®” mit den Hufeisen aufgenagelt werden.

Reitpferde sollten auf harten Böden ohnehin möglichst unbelastet und nur im Schritt bewegt werden, dadurch erübrigt sich meist eine zusätzliche Stoßdämpfung.

Das Gewicht der Hufeisen kann sich bei den schnellen Gangarten negativ auf das Pferd auswirken, insbesondere bei schnellem Trab auf hartem Boden.  Deshalb muß bei der Auswahl der Hufeisendicke die Art und der Gebrauchszweck des Pferdes berücksichtigt  werden. Das Hufeisen soll so leicht wie möglich, aber gleichzeitig so stabil wie nötig sein.  Es macht keinen Sinn, ein schweres Pferd mit nur 8 mm dicken Hufeisen zu beschlagen,  da sich diese schon bei geringem Verschleiß durch das hohe Gewicht des Pferdes leicht verbiegen können. Ein schweres Pferd verträgt durch seinen massiveren Körper- und Knochenbau auch etwas schwerere Hufeisen unbeschadet.
In besonderen Fällen kann ein Aluminiumbeschlag verwendet werden.  Dieser sieht aus, und wird auch wie ein konventioneller Eisenbeschlag bearbeitet,  wiegt aber aufgrund des leichten Materials nur etwa 1/3 eines Eisens.  (Bei Gr.  3   Alu ~ 135 g / Eisen ~ 400 g) Weil Aluminium ein sehr weiches Metall ist,  hat es im Vergleich zum Eisen einen  höheren Verschleiß, welcher aber durch Verwendung von Stahleinlegegriffen im Zehenteil und Hartmetallstiften an den Schenkelenden reduziert werden kann. Darüber hinaus kann auch beim Aluminiumbeschlag jede Art von Gleitschutz und Aufstollschutz angebracht werden.

Die Verletzungsgefahr kann beim eisenbeschlagenen Pferd erhöht sein. Es ist daher die Aufgabe des Hufbeschlagschmiedes vor dem Beschlag die Gliedmaßen und den Gang des Pferdes genau zu beobachten und zu beurteilen,  um ggf. ein Greifen bzw. Streichen der vorschwingenden an der stützenden Gliedmaße mit dem Hufeisen zu verhindern. Bei Reit- und Fahrpferden,  bei denen der schnelleren Gangart wegen eine erhöhte Greifgefahr besteht,  wird ohnehin generell ein sog.  Greifbeschlag angebracht. An den Hinterhufeisen wird dazu der Zehenteil etwas gerader geschmiedet und statt eines Zehenaufzuges zwei seitliche Zehenaufzüge angeschmiedet,  um die spitzrunde Hufzehe der Hinterhufe etwas über den Hufeisenrand hinausragen zu lassen.  (Hintere Fabrikhufeisen sind ab Werk bereits als sog.  Greifeisen gefertigt.)  Dadurch trifft sich das Pferd,  falls es sich mit dem Hinterhuf in die Vordergliedmaße greift, nicht mit dem Hufeisen, sondern wie auch beim Barhufpferd nur mit der Hornwand.

Der Kunststoff-Hufschutz:

Es werden zur Zeit 3 völlig unterschiedliche Verfahren angeboten.

Kunststoff-Klebehufschuhe,  konventionell genagelte Kunststoff-Beschläge und
anschnallbare Kunststoff-Hufschuhe.
 

Die angebotenen Klebe-Hufschuhe sind ausgereifte und bewährte Produkte, haben meist zur Stabilisierung einen Tragerand-Metallkern  (Aluminium od.  Stahl)  oder es kann ein Hufeisen aufgeschraubt werden.

Mittels dieser Metall-Kerne können diese Klebe-Hufschuhe, wie beim o.g.  Hufeisenbeschlag, millimetergenau an die gegebene Hufform angepaßt werden. Darüber hinaus ist auch das Anbringen eines zusätzlichen Gleitschutzes möglich,  wodurch eine uneingeschränkte Alltagstauglichkeit gegeben ist.

Die Beklebung der Hufe mit Klebehufschuhen ist eine sehr anspruchsvolle Arbeit und bedarf deshalb neben handwerklichem Können unbedingt auch eines sauberen und trockenen Arbeitsplatzes. Ihres hohen Preises wegen  (ca.  das 3-fache eines konventionellen Beschlages) werden Klebe-Hufschuhe jedoch hauptsächlich zur Huf-Therapie bei nicht nagelbaren Hufen (z.B.  schlechte Hornqualität, stark ausgebrochene Hornwand) , Hufrehe, Hufverletzungen, Hornspalten und Hornsäulen,  Korrektur von Fehlerhufen und anderen möglichen orthopädischen Anwendungen eingesetzt. Zur Ausbalancierung der Hufe sollten Klebe-Hufschuhe grundsätzlich paarweise verwendet werden.

Der genagelte Kunststoff-Hufbeschlag besteht aus einer konventionell aufgenagelten Kunststoffsohle mit einer Aussparung im Sohlen-Strahlbereich.

Als deren Vorteile gegenüber dem Eisenbeschlag werden hauptsächlich die stoßdämpfende Wirkung und ihr geringes Gewicht angeführt.  Dieses kann aber auch falls nötig,  ebensogut wie unter Hufeisenbeschlag erläutert,  durch Stoßdämpfereinlagen und Aluminium-Beschlag unter Beibehaltung aller Gleitschutzmöglichkeiten realisiert werden.

Ein sachgerechter Gleitschutz ist bei dieser Art des Kunststoff-Hufschutzes nicht möglich.
Inzwischen sind aber auch Kunststoff-Hufbeschläge auf dem Markt, die eine eingearbeitete Stahlplatte besitzen. Die Hersteller bieten dafür auch spezielle Stollen als Zubehör an, womit ein Gleitschutz ausreichend gewährleistet wird.

Das Haftverhalten des Kunststoffes ist je nach Bodenverhältnissen sehr stark unterschiedlich.  Bei Asphalt ist dieser auf der ganzen Bodenfläche rutschhemmend, was die natürliche gleitende Auffußung behindert; bei Nässe, im Gras, auf festgefahrenem Schnee und Eis ist die Haftreibung so stark herabgesetzt,  daß ein sicheres Reiten nicht mehr möglich ist.

Auch kann das einballen und aufstollen von Schnee in der Aussparung bei einigen Fabrikaten nicht wirksam verhindert werden.   Dadurch wird die Trittsicherheit des Pferdes unberechenbar und kann für das Pferd und den Reiter zur potentiellen Lebensgefahr werden.

Das mittragen der Hufsohle durch einsinken auf weichem Boden wird durch die breite Bodenfläche und der dadurch relativ kleinen Aussparung erheblich behindert.  Eine breitere Auflage des Tragerandes auf dem Beschlag entsteht jedoch nicht,  weil der Tragerand am Huf ohnehin nur maximal die Breite der Schutzschicht der weißen Linie und der Sohlenfläche in Breite der Schutzschicht zusammengenommen aufweist, die von jedem sachgerechten Hufschutz abgedeckt werden muß.

Das Reinigen der Hufe mit dem Hufräumer gestaltet sich schwierig,  weil sich in der Aussparung größere Steine festklemmen können und die seitlichen Strahlenfurchen im Trachtenbereich sehr schwer zugänglich sind.

Eine ausreichende Zehenrichtung ist meist nicht vorhanden und muß erst durch das Pferd angelaufen werden, was für die Dauer des Anlaufens das natürliche Abrollen der Vorderhufe behindert und eine Überbelastung der Gelenke, Sehnen und Bänder, insbesondere der Hufrolle zur Folge hat. Es ist deshalb sinnvoll, die Zehenrichtung mit der Hufraspel am Kunststoffbeschlag anzubringen.

Denn jeder Hufschutz ohne Zehenrichtung ist unsachgemäß und schlecht.

Dies gilt für alle Arten des Hufschutzes;  dem muß auch beim Ausschneiden von Barhufpferden, durch anraspeln einer ausreichenden Zehenrichtung an den Vorderhufen,  Rechnung getragen werden, denn selbst das Hufbein der Vorderhufe weist eine solche auf.

Beim Aufnageln des Kunststoffbeschlages ist es schwieriger die Hufnägel haargenau auf der weißen Linie zu plazieren. Dadurch wird die Gefahr der direkten (blutigen) und indirekten (unblutigen, Nageldruck)  Vernagelung erheblich erhöht. (Durch die dämpfende Wirkung des Kunststoffes kann man beim Nageln die Position der Nagelspitze im Huf nicht mehr hören und fühlen. In der weißen Linie - weiches Blättchenhorn - fühlen sich die Hammerschläge auf den Hufnagel weich an und der Nagel klingt dumpf; beim Eintreten der Nagelspitze in die Schutzschicht - hartes Röhrchenhorn - fühlen sich die Hammerschläge auf den Hufnagel etwas härter an und der Klang wird höher.)
Indirekte Vernagelungen werden dann fälschlicherweise häufig als ,,sich einlaufen müssen” bzw. ,,sich an den Kunststoff zu gewöhnen” oder ,,nicht vertragen des Kunststoff-Beschlages” interpretiert.
Dies ist natürlich völliger Unsinn,  denn, geht ein Pferd unmittelbar nach dem Beschlagen klamm oder gar lahm,  liegt die Ursache immer am mangelhaft ausgeführten Beschlag, und nicht an der Art des verwendeten Beschlagmaterials.
Es sind inzwischen aber auch Kunststoff-Fabrikate auf dem Markt, bei denen die vorgefertigten Nagellöcher als Langloch quer zur weißen Linie ausgeführt sind, was ein sehr genaues ansetzen der Hufnägel auf der weißen Linie ermöglicht.

Anschnallbare Hufschuhe:

Diese Art des Hufschutzes stellt eine hervorragende Alternative zum herkömmlichen Hufbeschlag dar, insbesondere bei Barhufpferden,  die nur zeitweisen Hufschutz benötigen, Z. B. bei einem längeren Ausritt Hufschuhe anziehen und danach wieder ausziehen.

Weitere Anwendungsgebiete sind Rekonvaleszenz bei Huferkrankungen und -Verletzungen, zum Teil sind auch orthopädisch-therapeutische Einsatzbereiche möglich.

Für Turniersportliche Einsätze ist dieser Hufschutz nicht geeignet.

Der Einsatz von anschnallbaren Hufschuhen setzt eine möglichst regelmäßige Hufform und Hufstellung voraus. Größere Abweichungen davon erschweren eine genaue Anpassung und es muß mit reduziertem Halt der Hufschuhe am Huf gerechnet werden.

Bei der Auswahl von Hufschuhen sollte darauf geachtet werden,  daß diese mit einem Gleitschutz versehen werden können,  um dem Pferd ggf. die nötige Trittsicherheit bei Nässe,  Eis und Schnee zu geben. (Vgl.  Gleitschutz unter o.g.  Eisenbeschlag u   Kunststoffbeschlag) Schneestollung ist bei Hufschuhen kein Thema, da die meisten Modelle ohnehin eine geschlossene Sohle haben, oder eine Einlegesohle als Zubehör erhältlich ist.

Auch sollte an den Hufschuhen für die vorderen Hufe eine ausreichende Zehenrichtung angebracht sein bzw. bei der Anpassung angebracht werden (siehe hierzu auch Erläuterungen unter ,,genagelter Kunststoff-Hufbeschlag)

Der Hufmechanismus kann auch durch Hufschuhe eingeschränkt sein, dies jedoch nur für die Dauer des Ausrittes, da die Hufschuhe danach wieder abgenommen werden und das Pferd wieder barhufig läuft.

Das Anpassen   der Hufschuhe soll unbedingt durch einen erfahrenen Hufbeschlagschmied vorgenommen werden,  denn dies erfordert neben handwerklichen Können auch genaue Kenntnisse der Anatomie des Hufes.  Sind die Schuhe einmal korrekt an die Hufe angepasst, können sie vom Pferdehalter jederzeit ohne großen Aufwand (ca. 1 - 2 Min. pro Huf, je nach Fabrikat) aufgezogen werden. Die Gebrauchsanweisungen der Hersteller sind genau zu beachten.

Nach Gebrauch müssen die Hufschuhe gründlich mit Wasser gereinigt werden um das Antrocknen von Schmutz im Hufschuh zu verhindern.

Wegen der nur zeitweisen Verwendung beim Ausritt,  kann die Lebensdauer der Hufschuhe bis zu 12 Monaten und mehr betragen, was die relativ hohen Anschaffungskosten zum größten Teil kompensiert.

Bei Verwendung von Hufschuhen muß der Pferdehuf alle 5 - 6 Wochen von einem Hufschmied korrekt ausgeschnitten und ggf. korrigiert werden.

Fazit:

Der sachgerechte Hufschutz stellt also auch einen nicht unerheblichen Kostenfaktor in der Pferdehaltung dar, dennoch darf der Preis dafür nicht das Maß aller Dinge sein.

Ein sorgfältig ausgeführter, qualitativ hochwertiger Hufschutz ist Präzisionsarbeit, erfordert Ruhe,  Zeit, einen hellen,  sauberen Arbeitsplatz und viel handwerkliches Können und ist deshalb nicht in nur 50 Minuten auszuführen.

Diese Qualitätsarbeit in Verbindung mit der möglichst genauen Einhaltung der Beschlagsintervalle von ca. 6 - 8 Wochen gewährleistet jedoch die Gesunderhaltung der Hufe und der gesamten Gliedmaßen und ggf. die frühzeitige Erkennung von Schäden und Erkrankungen am Huf, was wiederum die Behandlungs- und Tierarztkosten senkt und das Wohlbefinden sowie die Lebensdauer Ihres Pferdes erhöht.

Ihr Pferd wird es Ihnen durch Lebensfreude und Leistungsbereitschaft danken.

Bei jeder Diskussion über das Für und Wider von Hufschutz sollte deshalb beachtet werden,  daß ein Hufschutz überhaupt erst notwendig wird, durch die Nutzung des Pferdes durch den Menschen als Reit- und Zugtier.

Welche Art von Hufschutz nun bevorzugt wird, hängt ganz von den individuellen Bedürfnissen des Halters und seines Pferdes ab.

Pferde,  die beispielsweise auf Koppeln gehalten werden und nur gelegentlich geritten werden,  bedürfen in der Regel keines oder nur zeitweisen Hufschutzes, wohl aber, bedingt durch die kultivierte Haltung, der regelmäßigen und sachkundigen Hufpflege.

Bernhard Mayr

staatlich geprüfter

Hufbeschlagschmied / Maschinenbaumeister

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